Thorens TD 403 DD im Test: Hervorragender Klang dank Direktantrieb - HIFI.DE

2022-10-27 10:54:39 By :

Wer in den 80er Jahren einen Plattenspieler suchte und „gleich was Richtiges“ kaufen wollte, leistete sich einen Thorens – und bereute das auch Jahrzehnte später nicht. Der neue Thorens TD 403 DD gibt dir als Analogfan heute das gleiche Versprechen: „Mit mir kannst du alt und deine Plattensammlung riesig werden!“

Das lässt sich der Hersteller aber auch gut bezahlen: Der TD 403 DD ist weit davon entfernt, ein günstiger Plattenspieler zu sein. Aber dafür bekommst du auch einen wirklich ausgereiften Vinyldreher mit einem sehr hochwertigen, vormontierten Tonabnehmer und aufwendigem Direktantrieb. Klar, dass wir es kaum erwarten konnten, den neuen Thorens TD 403 DD in unserem Hörraum ausführlich zu testen.

Du bekommst den Thorens TD 403 DD in zwei Farbvarianten:

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Ein Direktantrieb kann bei einem Plattenspieler extreme Laufruhe bedeuten – muss es aber nicht, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Die derzeitige Referenz unter den Direktantrieben bilden sicherlich die grabesstillen Direct Drives von Technics-Plattenspielern. Den Technics SL-1500C hatten wir als direkten Vergleich beim Test zur Hand, doch auch die Konzerngeschwister SL-1210MK7 und SL-1200 GR nutzen ähnliche Antriebe.

Schon Sekunden nach dem Aufsetzen der Nadel gibt der Thorens TD 403 DD mit perfekter Laufruhe Entwarnung. Plattenteller und Schallplatte drehen geschmeidig, lautlos und stabil ihre Runden. Der Thorens steht dabei dem Technics SL-1500C in nichts nach, läuft vielleicht sogar noch ein kleines bisschen ruhiger. Zumindest wirken lang ausklingende Klaviertöne auf ihm noch etwas majestätischer.

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Den auf Anhieb stimmigen Gesamteindruck hat der Thorens auch seinem ab Werk verbauten Tonabnehmer zu verdanken: Der Ortofon 2M Blue ist weit mehr als eine Einstiegs-Dreingabe. Dieser MM-Pickup meistert auch schwierige Aufnahmen mit beeindruckender Ruhe.

America von Marek & Michel etwa ist eine Platte, die auf dem Flohmarkt garantiert stehen bleibt. Keiner kennt die Interpreten. Und das Eighties-Cover mit den beiden Pianisten vor den Türmen des World Trade Center wirkt auch nicht gerade als Spaßgarant. Mit dem Thorens TD 403 DD kommst du bei diesem Geheimtipp dann aber aus dem Staunen nicht heraus: So klar, farbenprächtig und dynamisch perlen die Bernstein-Bearbeitungen für zwei Konzertflügel aus den Boxen, dass dir die spöttische Bemerkung zum angestaubten Grafikdesign geradewegs im Hals stecken bleibt. Diese unscheinbare Platte wirst du in Zukunft öfter auflegen!

Die Aha-Momente häufen sich bei diesem Hörtest. Denn der Thorens TD 403 DD ist kein Spieler, der nur bei ganz bestimmter Musik überzeugt. Im Grunde können wir blind ins Regal greifen: Was immer wir herausziehen, klingt besser als erwartet. Der Thorens riskiert eine sehr feine Hochtonauflösung, kippt aber nicht ins Analytische oder gar Strenge, sondern macht aus den Höhen das Beste: Lebendigkeit, Klangfarben, reiche Feinstruktur.

So ausgewogen und detailreich klingt der TD 403 DD, dass du gar nicht mehr auf die Idee kommst, ihn mit anderen Spielern vergleichen zu wollen. Müssen wir als Tester aber – zum Beispiel mit dem Rega Planar 3, der mit dem hauseigenen System Exact knapp die 1.000-Euro-Marke reißt. Und der rhythmisch wie dynamisch sogar noch fokussierter spielt als der Thorens. Dafür erreicht der Engländer nicht ganz die Weite und Genauigkeit der Abbildung, die dem Thorens gelingt. Gute Aufnahmen, etwa Infertile Air von Will Stratton entwickeln damit eindrucksvolle Präsenz und einen riesigen, tief durchhörbaren Raum.

Ein konstruktives Highlight des Thorens-Spielers ist sein Tonarm. Der J-förmig gebogene Arm mit der Bezeichnung Thorens TP 150 ist ein solides Stück Feinmechanik, das der TD 403 DD von seinem viel teureren Verwandten TD 1500 geerbt hat. Sein großkalibriges Rohr besteht aus Aluminium und trägt an seinem vorderen Ende einen klassischen SME-Klemmverschluss. Dort können neben der mitgelieferten, sehr stabilen Thorens-Headshell auch beliebige andere Headshells mit SME-Aufnahme eingesteckt und per Überwurfmutter festgeklemmt werden.

Die tauschbare Headshell ist praktisch beim Systemeinbau und -wechsel. Das originale Exemplar sitzt zudem sehr fest und spielfrei in seiner Halterung. Das ist erfreulich, weil viele ähnlich konstruierte Arme an dieser Stelle recht nachgiebig sind. Im direkten Vergleich etwa zum Arm des Technics SL-1500c fühlt sich der Thorens-Arm deutlich steifer und präziser an. Und diese bessere mechanische Kontinuität ist auch kein Selbstzweck, sondern kann klangliche Vorteile bewirken.

Praktisch, aber nicht selbstverständlich ist die absolut plane Oberseite der Original-Headshell. Damit hast du eine Bezugsfläche, die du exakt parallel zur Plattenoberfläche ausrichten kannst. Befindet sich diese Ebene längs wie quer „im Wasser“, sitzt darunter auch die Nadel mit dem korrekten Winkel in der Rille. Feine Korrekturen sowohl des Azimuth als auch des VTA sind jederzeit möglich. Ersterer sogar gleich an zwei Stellen: Sowohl das Headshell als auch das gesamte Armrohr kannst du nach Lösen der jeweiligen Klemmschraube behutsam verdrehen und wieder festziehen.

Den VTA beeinflusst du über die Höhenverstellung des Tonarms. Und das funktioniert wunderbar präzise mit einem Gewindekragen am Armsockel, den du mit einem beiliegenden Werkzeug hoch- und runterdrehen kannst.

Sehr schön auch das Antiskating: Thorens hat sich für das Prinzip „Gewicht und Faden“ entschieden, dieses aber außergewöhnlich betriebssicher und präzise umgesetzt. Also ohne nerviges Gebaumel, ohne fummelige Fadenschlaufen und freihängende, zum Abfallen und Verlorengehen neigende Gewichte. Stattdessen sitzt das Gewicht auf einer sicheren Führung in einem eigenen Gehäuse, wo es so bequem wie präzise verschieb- und damit einstellbar ist. Der Faden wiederum verläuft nur wenige Zentimeter im Freien und gleitet über eine Umlenkung aus künstlichem Rubin.

Der positive Eindruck setzt sich bei den Tonarmlagern fort: Stabil, spielfrei und doch höchst leichtgängig folgt der Arm dem System auf seiner Reise über die Plattenseite. Die du mit einem zuverlässig arbeitenden – und wiederum genau einstellbaren – Tonarmlift an jeder beliebigen Stelle sicher beginnen und beenden kannst. Unterm Strich hinterlässt der Tonarm des TD 403 DD einen überaus positiven Eindruck: Selbst für die bereits gehobene Preisklasse des TD 403 DD ist das ein außergewöhnlich hochwertiger, durchdachter Arm.

Da der Arm einen relevanten Teil des Budgets verschlingt, muss Thorens an anderer Stelle haushalten, sollte man meinen. Am Antrieb bemerkten wir aber keine Rotstift-Spuren: Klar basiert der hier verwendete Direct-Drive-Motor auf Großserientechnik, die der taiwanische Fertigungsbetrieb seit vielen Jahren auch für andere Marken produziert. Das ist auch kein Fehler, sondern angesichts Millionen kumulierter Betriebsstunden ein Erfahrungsschatz, auf den man sich gern verlässt.

Zumal im TD 403 DD eine besonders vornehme Version dieses Antriebs zum Einsatz kommt, die zudem nach Thorens-Vorgaben für den HiFi-Einsatz abgestimmt wird. Das spürst du, wenn du vor dem Aufsetzen des Tellers mal an der Motorachse drehst, die sich absolut wackelfrei und mit beachtlicher Massenträgheit bewegt. Merklich schwerer als die üblichen China-Blechdeckel ist dann auch der Teller. Ein präzises, sauber poliertes Gussteil aus 1,4 Kilo Aluminium – für Direktantriebs-Verhältnisse ist das schon recht massiv.

Dass der Teller etwa eines Technics SL-1500c noch ein paar hundert Gramm mehr auf die Waage bringt, ist zwar ehrenhaft für den japanischen Mitbewerber. Das Mehrgewicht resultiert aber nicht aus einer womöglich massiveren Gestaltung des eigentlichen Tellers, sondern beruht auf der Technics-spezifischen Bauweise, die den Rotor-Magnetring fest mit dem Teller verbindet. Man legt beim Technics-Teller also einen Teil des Motors mit auf die Waage.

Der Thorens-Teller dagegen steckt auf der Achse eines in sich geschlossenen Motors. Dessen Drehmoment muss also durch die Achse übertragen werden. Für DJ-Player ist das nur der zweitbeste Ansatz, für den Thorens aber genau richtig. Denn allzu große Kräfte wirken hier nicht: Der Antrieb ist spürbar gedrosselt und verzichtet damit auf Blitzstart und Scratchtauglichkeit – Fähigkeiten, die eh niemand von einem Thorens erwartet. Im Gegenzug walten die verbleibenden Kräfte weicher und prägen auch den Klang entsprechend.

Der einzige Teil des Thorens, der eine gewisse Sparsamkeit verrät, ist die recht einfach gemachte Zarge, die weder besonders dick noch übertrieben gewichtig daherkommt. Andererseits ist der Hochglanzlack makellos und das Alu-Oberdeck so wertig wie langzeitstabil.

Hergestellt wird der Thorens TD 403 DD in Taiwan bei einem Betrieb, der zum Beispiel auch das Topmodell TD 124 DD produziert. Hier wie da ist die Qualität der Metallverarbeitung, die Passgenauigkeit und Oberflächengüte hervorragend. Mit Strom versorgt wird der Spieler aus einem gewöhnlichen 24V-Steckernetzteil. Diese Teile haben zwar erfahrungsgemäß keine unendliche Lebenserwartung, aber dafür kannst du sie auch in ferner Zukunft noch problemlos ersetzen, ohne auf marken- und modellspezifische Spezialteile angewiesen zu sein.

Der Spieler hat weiche, nicht höhenverstellbare Gummifüße. Du musst also entweder die Stellfläche exakt in die Horizontale bringen oder notfalls die Füße passend unterfüttern. Steht der Spieler einmal gerade – entscheidend ist letztlich immer die Oberfläche des Tellers – geht es dann aber ganz schnell. Da der Spieler direkt angetrieben ist, gibt es keinen Riemen aufzulegen. Also Teller drauf, Netzteil anschließen, das Headshell mit dem vormontierten System am Arm befestigen und die Auflagekraft einstellen.

Das Gegengewicht ist zweiteilig aufgebaut und besteht aus dem Hauptgewicht samt Skala sowie einer abnehmbaren Ballastscheibe.  Das hat den Vorteil, dass du mit dem Thorens-Arm praktisch jede System-Headshell-Kombination sauber ausbalanciert bekommst. Für die Serienbestückung verwendest du das komplette Gegengewicht so, wie es aus der Verpackung kommt.

Zum Anschluss an den Verstärker besitzt der Thorens TD 403 DD ein Paar vergoldeter Cinchbuchsen zuzüglich der plattenspielertypischen Erd-Klemme. Du kannst also statt des mitgelieferten Kabels auch beliebige andere Leitungen ausprobieren. Signifikante Klangverbesserungen solltest du dabei aber eher nicht erwarten.

In Betrieb versetzt wird der TD 403 DD mit zwei Knebelschaltern in der klassischen Thorens-Form. Der linke Schalter legt die Drehzahl fest – 33 oder 45 Umdrehungen sind möglich. Der rechte Schalter startet den Motor, der dann gemächlich den Teller beschleunigt. Den Tonarm schwenkst du manuell an die gewünschte Stelle über der Platte, und auch beim Abschalten musst du selbst aktiv werden. Wie die meisten guten Spieler arbeitet auch der Thorens TD 403 DD voll manuell.

Mit seinem leisen, geschmeidigen Direktantrieb und einem erstklassigen Arm liefert der Thorens TD 403 DD wirklich reichen Gegenwert ab. Bereits mit dem hervorragend passenden Serien-System klingt der Spieler sehr sauber, großformatig und stabil. Laufwerk und Arm bieten aber auch genügend Potential für spätere Tonabnehmer-Upgrades – wenngleich der Hörtest dafür keine wirkliche Notwendigkeit erkennen ließ. Der TD 403 DD ist also eine gute Investition, wenn dir das Hobby Vinyl am Herzen liegt.

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